mb1 
Anmeldungsdatum: 06.06.2001 Beiträge: 3708 Wohnort: München
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Beitrag 0 - Verfasst am: Mi Jun 02, 2004 2:28 Titel: Ersteinschätzung TMPG 3.0 Xpress |
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Anbei folgt eine funktionelle und qualitative Ersteinschätzung von TMPG 3.0 Xpress:
Der Download beträgt ca. 10 MB.
Ohne Internetverbindung ist das Programm nicht nutzbar, da die äußerst restriktive Lizenz nach wenigen Tagen periodisch über das Internet erneuert werden muss. Ob diese Politik die Verkaufszahlen des erfolgreichen TMPG Plus erreichen kann, wage ich zu bezweifeln. Wenn das nicht geändert wird, kann das schnell zu einem klassischen Eigentor werden, v.a. weil TMPG heute nicht mehr erste Wahl unter den Encodern ist.
Die Konkurrenz ist seit Monaten mit CCE Basic, Procoder Express und dem teureren Mainconcept Mpeg-Encoder recht locker vorbeigezogen. Einzig die vielfältigen und intuitiven Einstellmöglichkeiten hatten eine Vielzahl von Fans (u.a. Kika und bergH ).
Das neue TMPG 3.0 Xpress folgt dem Trend vereinfachter Oberflächen, ohne jedoch Spezialeinstellungen unmöglich zu machen. So wurde es konsequent an die vom TMPG DVD Author bekannte Oberfläche angepasst. Das Konzept ist in meinen Augen durchaus gelungen.
Leider wurden auch diverse Funktionseinschränkungen kompromisslos durchgezogen. Zuallererst fällt nach dem Start auf, das die Mpeg Tools nur noch die "simplen" Funktionen von TMPG Plus übernommen haben, es fehlt damit z.B. das Demuxen einzelner Tonspuren, sowie das Muxen mehrerer Tonspuren. Auch der 1pass VBR Modus wurde gestrichen, der 1pass CQ Modus ist jedoch noch vorhanden.
Auffällig für mich als Athlon XP-Besitzer war, dass nach der Installation die einfachen SSE-Befehlssätze nicht automatisch aktiviert waren. Feineinstellungen sind daher allenthalben immer noch erforderlich - ein Durchklicken durch umständlich erreichbare Menüs bleibt also grundsätzlich notwendig für optimale Einstellungen.
Positiv ist in jedem Fall, dass die Encoder-Einstellungen für Fortgeschrittene noch vorhanden sind. Einige Feineinstellungen gibt es allerdings nicht mehr, so z.B. die bisher immer wichtige P- und B-Frame Spoilage. Das ist nur dann zu verschmerzen, wenn den B-Frames nun auch die entsprechende Bitrate automatisch zugestanden wird (was bisher nicht der Fall war). Die Motion Search Precision wurde auf Low, Standard, High und Highest verringert.
"Nett" finde ich die neuen Schieberegler für die Quantisierungsmatrizen. Damit kann man schnell einfache konstante Änderungen auf jeden Zahlenwert realisieren.
TMPG Xpress hat insofern vom Procoder Express abgeschaut, dass gleichzeitig zu mehreren Ausgabeformaten encodet werden kann. Bei TMPG Xpress sind dies immerhin Mpeg, sämtliche im System installierte Avi-Codices sowie Microsofts wmv-Format.
Bei der Ausgabe wurde leider die Flexibilität der Vorschaugröße insofern eingeschränkt, dass die Auflösung nicht mehr individuell eingestellt werden kann. Da das TMPG-Fenster selbst nicht mehr in der Größe verstellbar ist, ist sinnvoll nur noch 240 Zeilen (unbefriedigend für PAL-User) und "Fit to Window size" (ebenfalls unbefriedigend, da eben das Fenster selbst nicht skalierbar ist) einstellbar. Unsinnig ist die Einstellung der Originalgröße, da sie den Großteil des Bildes einfach verschluckt. Meine bevorzugte Einstellung in den alten TMPG-Versionen war stets 288 Zeilen, also halbe PAL-Höhe, da dort interlacing keine Rolle spielte und einen vernünftigen Vorschaukompromiss darstellte.
Jetzt hat man immer den Interlacing-Effekt, der die Vorschau relativ sinnlos macht, abgesehen von der optischen Kontrolle des Encodingstandes (die technischen Werte werden zufriedenstellend im Status angezeigt; eine fps-Anzeige unterschlägt TMPG Xpress wohlweislich, ist aber nicht neu).
Auffällig ist, dass TMPG Xpress im Beispiel bei komplexer DV-Source auf einem Athlon XP 1800 nicht über effektive 5 fps (Einstellung High) hinauskommt. Damit bleibt der Encoder nachwievor das Schlusslicht der aktuellen Top5-Encoder, was die Geschwindigkeit anbelangt. Bedenklich finde ich das insofern, da selbst der Procoder Express (dessen Vorschau nicht abschaltbar ist) in höchster Qualitätsstufe (Highest Quality) locker über die 7 fps hinauskommt. Sogar der Procoder 2 mit Mastering Quality erreicht noch ca. 6,5 fps effektiv.
Damit müsste TMPG Xpress schon eine außergewöhnliche Qualität bieten, um konkurrenzfähig zu bleiben!
Was hat der Bitrateviewer nun zur Bitratenverteilung für 2pass beim obligatorischen Achterbahnvideo zu sagen:
Nun, die gelbe Linie zeigt die Bitratenverteilung. Jeder horizontale Strich bedeutet 1000 kbps. Eingestellt waren 3000/6000/8000. Effektives Ergebnis ist 4127/5974/8324.
Auszusetzen ist daran nur eine mangelnde Variationsfreude, vor allem was die Ausnutzung der Minima betrifft. Die direkten Konkurrenten CCE Basic, Procoder Express und Mainconcept Mpeg beherrschen das mittlerweile perfekt.
Und der Procoder 2.0 bietet sogar einen derart guten 1pass VBR Modus, dass ein zweiter Durchgang oftmals gar nicht nötig ist.
Die grüne Quantisierungskurve erscheint recht hoch, die erzielte Qualität ist aber das bisher beste TMPG-Ergebnis, das ich jemals gesehen habe. Den B-Frames wird eindeutig genügend Bitrate zugestanden (sodass der Wegfall der Einstellungsmöglichkeit akzeptiert werden kann). Das Bild macht einen guten, farblich einwandfreien und scharfen Eindruck. Bei genauerem Hinsehen (Vergleich von Einzelbildern) entdeckt man jedoch Mosquitonoise und an sehr komplexen Stellen vereinzelt Verblockungen, jedoch weit geringer als in früheren Versionen.
Qualitativ ist daher ein Fortschritt zu vermelden, die enteilten Konkurrenten konnten aber nicht eingefangen werden. Schade, und im Hinblick auf die langsamste Encoding-Geschwindigkeit für viele endgültig ein KO-Kriterium.
Die neue Oberfläche weiß prinzipiell zu gefallen (wenngleich sie für Nicht-TMPG-DVD-Author-Benutzer etwas fremd ist) und ist für unbedarfte Einsteiger sehr gut geeignet, da sie in 4 einfachen Schritten zum Ergebnis führt.
Procoder Express ist da z.B. im Vergleich deutlich unübersichtlicher und eindeutig weniger flexibel.
Ein Vorteil gegenüber den Wettbewerbern ist aber die Möglichkeit, ein ac3-Plugin zu erwerben, das sowohl Encoding als auch Re-Encoding für dieses DVD-Standard-Tonformat bietet.
Kein anderer Wettbewerber bietet auch nur die Möglichkeit, dies zu realisieren (sogar die Profi-Encoder CCE SP und Procoder 2.0 fallen hier negativ auf). Allerdings beschränkt sich dies momentan auf Dolby Digital 2.0.
Zusammenfassung:
Pluspunkte
- benutzerfreundliche Oberfläche (auch für Einsteiger geeignet)
- Dolby Digital 2.0 (per Erweiterung) möglich
- günstiger Preis ($ 58, Update $ 38, Bundle mit DVD-Author und ac3-Plugin $ 127), Onlinekauf
- vielfältige Einstellmöglichkeiten (auch für Fortgeschrittene)
Minuspunkte
- ohne Internet nicht dauerhaft legal nutzbar; neue sehr restriktive Lizenzpolitik
- zu langsam (im Vergleich zur Konkurrenz)
- qualitativ hinter den besten Konkurrrenten (aber noch Top5)
- Wegfall einiger liebgewonnener Optionen (advanced Mpeg Tools, beliebig justierbare Vorschau)
Persönliche Empfehlung
nicht kaufen _________________ Grüße
mb1
Prophet Mohammed:
"Ein für den Wissenserwerb verbrachter Tag ist Gott lieber als 100 Kriege für Gott." |
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