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Möllemann und die Folgen...
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Stefan 



Anmeldungsdatum: 27.04.2001
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Beitrag Beitrag 0 - Verfasst am: Sa Jun 08, 2002 20:05    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Leute,

wie wir aus dem Thread http://www.dvd-svcd-forum.de/phorum....2;t=127 gesehen haben, scheint es ein gewisses Interesse an den Themen Antisemitismus / Möllemann / Israel / etc. zu geben.

Wir möchten aber eine solche Diskussion nicht mit heruntergelassenem Visier führen - sondern mit Klarnamen.

Wer sich also nicht scheut mit seinem "guten Namen" für seine persönliche Meinung einzutreten ist hier herzlich willkommen.

Grüße
Stefan Uchrin
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wwoody 



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Beitrag Beitrag 1 - Verfasst am: Sa Jun 08, 2002 20:43    Titel: Antworten mit Zitat

Ich bin Kroate und, wie soll ich es ausdrucken, müsste ich jetzt praktisch jedes mal wenn ich einen Deutschen, Österreicher oder Italiener sehe den anspucken und "Nazi" schreien oder was?? Bei uns, in ehemaligen Jugoslawien, hat es auch vor kurzem einen so genannten "Brüderkrieg" gegeben. Viele glauben noch heute es ging um Religion. Irrtum. Es ging um Wirtschaft und NUR um Wirtschaft! Wie sich Slowenien und Kroatien von Bund trennen wollten, was sogar in der Verfassung verankert war und sich in beiden Länder eine enorme Mehrheit dafür entschloss, gefiel dies den Bonzen in Belgrad ganz und garnicht. Dadurch verloren Sie viele Einnahmen aus dem Fremdverkehr (kroatische Küste), ihre Villas an der Adria und vieles mehr. Und was taten sie? Die Bundesarmee wurde mobilisiert unter dem Vorwand das Land wird vom Westen angegriffen und die so genannte "Jugo-Armee" führte den Kreuzzug von Slowenien über Kroatien bis hin zu Kosovo mit sehr viel Zerstörung und noch mehr Toten.

Egal welcher Krieg, egal welcher Konflikt... Die Menschen dieser Erde werden es wohl nie begreifen.



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grettsche 
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Beitrag Beitrag 2 - Verfasst am: Sa Jun 08, 2002 21:32    Titel: Antworten mit Zitat

Auch ich möchte mich nochmal dazu äußern. Ich weiß, dass das Ganze ein wahnsinnig komplexes Thema ist und wir alle wahrscheinlich nicht den nötigen Durchblick haben um die ganze Situation dort unten einschätzen zu können. Aber nur Zuschauen und nix sagen ist nicht mein Ding.

Die Themen "Möllemann contra Friedmann" ist das eine "Israel und Palestina" das andere. Aber irgendwie greifen beide Themen in einander über. Als Konsenz neme ich mal die Aussage " Worin liegt unsere Schuld und warum sollen wir als jüngere Generation immer noch die Verantwortung übernehmen" und "Darf sich ein Zentralrat der Juden in Deutschland in dieser Art und Weise darstellen wie es ein Herr Friedmann tut"


Deshalb zitiere ich mich nochmal selbst.

Zitat:
Aber genau das wollten uns doch damals der Ignatz Bubis und wollen uns heute der Michel Friedmann einreden. Und der Herr Friedmann in einer ganz besonders erbärmlichen Art und Weise. Und das Schlimme an der Sache ist, dass sich, egal welche Partei an der Macht ist, alle von den Herren auf der Nase rumtantzen lassen. Da fließen heute noch Millionen an Wiedergutmachung nach Israel, die wir alle durch unsere Steuern mit finanzieren.

Man muss ja genau aufpassen was man sagt, sonst ist man schnell ein Rechter oder sogar Nazi, mit welchen ich mich in keinster Weise idendifizieren will!

Und die absolute Perversion an der ganzen Sache ist ja noch, dass wir ja in einer sogenannten "Demokratie" leben und dem zufolge solch braune Brut (die es ja in Deutschland immer noch gibt) auch noch vom Staat geschützt wird. ....Aber die Regierung tut Händeschütteln mit dem Zentralrat und sagt "Wir werden alles tun damit so etwas nie wieder passiert"


Ich als gelernter Ossi hab von Buchenwald über Nordhausen und auch Auschwitz und Dachau gesehen. Genau aus diesem Grund regt mich das ganze ja so auf. Für die "selben" Verbrechen die wir Deutschen damals an den Juden beganngen haben werden wir bis heute Weltweit "verachtet" und müssen Stehts und Ständig reue zeigen.

Und, was machen die Israelis heut mit den Palestinänsern, ich denke nicht, dass die sich jemals vor Gott und der Welt dafür rechtfertigen müssen. Auch die fügen den Leuten dort grenzenloses Leid zu, Geschichte hin oder her!

Kein vergilbtes Geschichtsbuch rechtfertigt das, was derzeit dort unten passiert. Keine Nation, nicht Deutsch, Jüdisch oder gar Amerikanisch hat das Recht anderen Nationen und deren Menschen Leid zuzufügen. Egal welche Interessen ob Religion oder Wirtschaft.

Gruß grettsche


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Beitrag Beitrag 3 - Verfasst am: Sa Jun 08, 2002 21:56    Titel: Antworten mit Zitat

dann sag ich halt hier was dazu...meine Postings kennt ihr ja...sind das die Antisemitistischen ? Wenn ja würde ich mir das gerne erklären lassen......denn alle postings waren neutral gehalten. Israeli oder Palestinänzer...das spielte bei meinen Postings keine Rolle - mir ging es lediglich nur darum das man anscheinend seine Meinung nicht sagen darf....wenn es um eine bestimmte Art von Menschen geht.

Zitat:
Kritik am der Politik Israels auszusprechen ist eine Sache - Antisemitismus ist eine ganz andere Sache.

...genau darum gehts doch in diesem Topic ! Aber ich frage mich immer wieder aber fast jeder sieht darin das Gleiche !

by the way...ich bin mir über die geschichtlichen Hintergründe derer Probleme durchaus bewust - sooo jung bin ich auch nicht aber (zum Glück auch nicht so alt...das ich das ganze am Fernseher mitverfolgen konnte).

Wer nicht gleich ein ganzes Buch lesen will: Eine (sachliche, neutrale) Kurzfassung der geschichtlichen Hintergründe ist übrigens in der aktuellem P.M. (vom Juni) zu finden.

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(auch wenn ich keinen Sinn in der Angabe der Adresse finde....kontrolliert die jemand ? Ach so...jetzt weis ich...ist für die CIA...sorry....ist doch echt kindisch....)

***** Anmerkung der Moderation *******************

Das ist nicht kindisch sondern soll verhindern das Rechtsradikale sich auf so eine Debatte aufsetzen - was eine beliebte Methode der NeoNazis ist. Im Schutz der Anonymität wird dann gepöpelt. Das SPIEGELFORUM handhabt das so, daß jedes Posting erst durch eine "Zensur" geht und dann erst freigegeben wird (oder nicht). Eine ganz gängige Methode bei solchen Themen. Zwingt auch dazu sich vor dem Schreiben genau zu überlegen was man sagen will

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Helmut 
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Beitrag Beitrag 4 - Verfasst am: Sa Jun 08, 2002 22:22    Titel: Antworten mit Zitat

Ich möchte hier nochmal versuchen rauszuarbeiten um was es eigentlicht geht. Stefan hat eine Thread hier mit "Möllemann und die Folgen... " betitelt.  Genau so muß man es sehen. Das ist nämlich zum einen der "Mölli" und zum anderen die "Folgen" !   Bevor ich auf die Folgen (Anitsemitismusdebatte) eingehe ein paar Worte (meine Einschätzung) zu Mölli :

Im Gegensatz zu der Meinung meiner Partei bzw. der Parteiführung (Grüne) bin ich nicht der Meinung das Mölli mit seinen Äußerungen eine Strategie (Rechtsruck) verfolgt hatte. Und schon gar nicht das dies ein abgekartetes Spiel zw. Mölli und Westerwelle sei.  Zum einen aus dem Grunde, weil ich den Mölli zumindest für so klug halte, das er hätte wissen können mit sowas eine Bauchlandung zu machen. Zum anderen deshalb, weil es sich für die FDP nicht "rechnet" am rechten Rand ein paar Stimmen zu fangen , aber viel mehr zu verlieren als man dadurch gewinnen könnte. (Wenn überhaupt).  Westerwelle stand gerade vor einem Israelbesuch !  Es ist m.E. absoluter Blödsinn zu unterstellen das es da in seinem Interesse gewesen sein könnte so eine Debatte vom Zaun zu brechen.  Zudem - die Westerwelllestrategi ( Nix Inhalte - ich will Spaß !!! ) hatte doch ganz gut funktioniert ....  Gäbe noch mehr Gründe ... aber nur soviel dazu.

Was aber irgendwie "lustig" ist und kaum nochvollziehbar:: Das man dem Mölli das "Verdienst" zuspricht mit einem "Tabu" gebrochen zu haben. Welches denn ? Das man die Kritik am Saate Isreal äußert ? Das ist doch nix neues. Konnte und hat jeder gemacht, sogar die FDP. Wo also liegt der Tabubruch ?  Und wenn - wäre es denn gut ?  

Seit 1945 versteckt sich der Antisemitismus in Deutschland hinter der Behauptung, "man dürfe ja nichts mehr gegen Juden sagen". Diese Strategie, real gar nicht existierende "Denkverbote" herbeizureden, angebliche "Tabus" zu konstruieren und diese dann mutig zu brechen

Das der Mölli aber damit aus populistischen Gründen fahrlässig  kokettiert hat ( ! ) ist zweifelsfrei, - und damit eine Lawine losgetreten hat  die ihn jetzt überrollt. Aber auch - leider - den Antisemitismus auf den Plan gerufen hat.  Ich unterstelle immer noch das er das so nicht gewollt hatte  - aber es ist eine FOLGE davon . Deshalb: Möllemann und die Folgen !!! Lassen wir also mal die Frage "Hat Mölli das gewollt ganz außen vor und beschäftigen uns nur mit den Folgen.

Eine Folge war es das sich Leute auf den Zug gesetzt haben denen es nicht um eine Kritik an Scharons Politk geht, sondern  im Kern um das befördern des Antisemitismus. Einer davon - Haider  aus Österreich der sofort Beifall geklatsch hat. Zum anderen jede Menge Leute deren Aussage nun in die Richtung geht:

Bravo Mölli - endich sagt einer mal den Juden was Sache ist, -  die Juden wurde ja schon zu lange geschont ... seht mal die Juden sind ja auch nicht besser als die Nazis ( .. bedienen sich Nazimethoden ! ) ...  

Es kommt aber noch "besser" ! Indem Mölli den Friedmann als Person mit dem Juden höchst persönlich indentifizierter, ihn in die Plicht nimmt für das was in Israel geschieht, mit dem Satz "der Friedmann befördere durch seine Person den Antisemitismus !" greift er tief in den Sumpf des Antisemitismus. Genau darin liegt das WESEN des Anitsemitisums - nämlich den Juden selbst verantwortlich zu machen.  Ganz unabhängig davon wie man zur Person von Friedmann steht, seine Art mag oder nicht, seine Sendung gut oder schlecht findet (ich finde sie z.B. fürchterlich) ... kann man das nicht ( ! ) in den Zusammenhang bringen.  Wiewohl Herr Friedmann gut beraten wäre seine Person in der Funktion als Jorunalist oder Privatmann von seiner Funktion als Mitglied im Zentralrat der Juden klarer zu trennen wenn er sich öffentlich äußert.

Antisemitisums bedient sich immer div. Klischees. Eins davon ist es das "sogenannte Judentum" in einer Person zu personalisieren und alle anti-jüdischen Vorurteile da hinein zu projezieren.

Antisemitismus ist - stark verkürzt - die Verbreitung von Vorurteilen gegen Jüdinnen und Juden.
Der Begriff des Antisemitismus entstand im 19. Jahrhundert und bezeichnet den Haß einzelner Menschen oder ganzer Völker gegen die Juden. ... Der Höhepunkt antisemitischer Verfolgungen wurde in den Jahren 1933-1945 unter der Herrschaft der Nationalsozialisten erreicht. Hitler und die NSDAP propagierten den rassistischen Antisemitismus. Die Weltgeschichte sei angeblich von dem Kampf zwischen der "hochwertigen" Rasse, den Ariern, und der "minderwertigen" Rasse, den Juden, bestimmt.Hitler kündigt 1939 vor dem Reichstag im Falle eines Krieges die Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa an Der Holocaust war in Deutschland nur deshalb möglich, weil die überwiegende Mehrheit der deutschen Bevölkerung Hitlers "strengem Vorgehen" gegen die Juden zunächst positiv gegenüber stand und es billigte. Bis heute finden in der deutschen Bevölkerung auch diejenigen noch Gehör, die behaupten, so schlimm könne alles doch nicht gewesen sein und daß 6 Millionen Juden umgekommen seien, sei eine Lüge (sog. Auschwitz-Lüge). ..

Umfragen in den achtziger und neunziger Jahren in Deutschland und Österreich zeigen, dass 10 bis 15 Prozent der jeweiligen Bevölkerung als überzeugte Antisemiten einzustufen sind, ein weiteres Drittel antijüdischen Ressentiments anhängt. In den neunziger Jahren sind in Großbritannien, Frankreich, Deutschland und anderen europäischen Ländern und den USA erneut reaktionäre und rassistische Parteien und Gruppen entstanden, die antisemitische Ideologien vertreten und häufig in enger Verbindung zu neofaschistischen Gruppierungen stehen. Nach dem Fall der Mauer nahm die Zahl antisemitischer Übergriffe in Deutschland erneut zu. Zu einer Fülle von antisemitischen Unterstellungen führen die Entschädigungsforderungen ehemaliger Zwangsarbeiter. Auch hier dienen "die Juden" als Zielgruppe, obwohl eben nicht nur Juden zum anspruchsberechtigten Personenkreis gehören, sondern viele ehemals verschleppte nichtjüdische Personen aus den Ostgebieten.

Anfang der fünfziger Jahre hätten 44 Prozent der bundesdeutschen Gesamtbevölkerung das Wiedergutmachungs-Abkommen mit Israel abgelehnt ! Man schreibt den Juden eine Mitschuld an ihrer Verfolgung zu: Dies tun seit fünf Jahrzehnten circa 20 Prozent der deutschen Bevölkerung, die glauben, „dass die Juden mitschuldig sind, wenn sie gehasst und verfolgt werden“.  Man unterstellt den Juden, dass sie ihre Leiden unter der NS-Verfolgung heute dazu benutzen, um möglichst hohe Summen an „Wiedergutmachungs“-Geldern zu kassieren. Dieses Vorurteil verbindet sich mit dem traditionellen Bild des „geldgierigen, betrügerischen und ausbeuterischen Juden“.

Die Juden werden als „Störenfriede“ gesehen, die durch ihr Beharren auf der Erinnerung an den Holocaust  permanent an eine Periode deutscher Geschichte gemahnen, die viele gern vergessen würden: Jeweils zwei Drittel der Deutschen würden am liebsten „einen Schlussstrich unter die NS-Vergangenheit“ ziehen. Auch hier verbindet sich ein aktuelles Unbehagen mit alten, aus dem Antijudaismus stammenden Negativurteilen über die „alttestamentarische Vergeltungssucht“ der Juden.

Durch die Gründung des jüdischen Staates ist eine neue Vorurteilsdimension hinzugekommen, indem man nun die einheimischen Juden, die deutsche Staatsbürger sind, für die Politik Israels verantwortlich macht. Hier treffen wir auf ein weiteres wichtiges Motiv des heutigen Antisemitismus unter Deutschen: Die eigene Schuld an der Verfolgung der Juden soll verkleinert werden, indem man sie gegen Menschenrechtsverletzungen der Israelis im Nahostkonflikt aufrechnet.
17 Prozent waren 1987 der Meinung, dass das, „was der Staat Israel heute mit den Palästinensern macht, im Prinzip auch nichts anderes ist als das, was die Nazis im Dritten Reich mit den Juden gemacht haben“ (33 Prozent unentschieden, 50 Prozent stimmten nicht zu).

Wo liegt unsere Schuld"....Aber genau das wollten uns doch damals der Ignatz Bubis und wollen uns heute der Michel Friedmann einreden. Und der Herr Friedmann in einer ganz besonders erbärmlichen Art und Weise. Und das Schlimme an der Sache ist, dass sich, egal welche Partei an der Macht ist, alle von den Herren auf der Nase rumtantzen lassen. Da fließen heute noch Millionen an Wiedergutmachung nach Israel, die wir alle durch unsere Steuern mit finanzieren. Zizat grettsche

Grettsche .... lese nochmal Deine Sätze und und denke noch mal ganz scharf nach !!  So wie das da steht, könnte es aus dem Parteiprogramm der NPD oder jeder beliebingen Neonazigruppe entnommen sein - das sind Antisemitische Argumente pur ! ( wobei ich Dir jetzt damit nicht unterstellen will das Du Dir dessen bewußt bist) ....

Wo liegt unsere Schuld" ?  

Ich habe es schon gesagt und Stefan auch, - trotzdem nochmals: Niemand der nicht persönlich im 3.Reich beteiligt war hat persönliche Schuld. Und niemand ( ! ) hat sowas je auf der Welt behauptet. Es gibt auch keine sogen. "Kollektivschuld" die jeden Deutschen PERSÖNLICH in Haftung nimmt für Auschwitz. Aber: Leuchtet es denn nicht ein das die Deutschen als Nation eine histhorische Veranwortung dafür tragen aus der man sich nicht einfach so verabschieden kann ?  Kann man denn wirklich - wie von den Rechten schon kurz nach Kriegsende gefordert "einen Schlußstrich" unter der Geschichte ziehen ?  Und wenn: Wer bitte könnte das machen .. wir Deutsche, das Volk der "Täter" etwa oder die Opfer ?  Bis zum heutigen Tage leben noch Täter unbehelligt unter uns. Bis vor kurzem waren diese sogar noch in hohen Funktionen in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft zu finden.  Die Aufarbeitung unserer Geschichte begann erst vor relativ kurzer Zeit - auf Drängen MEINER Generation (und da auch nur eines kleinen, politisch bewußten Teils) - und schon uns wurde damals gesagt: Wir wollen davon nix wissen, laßt das Thema ruhen. Bis hin zum Leugnen der Nazigreul. Ich habe den Eindruck allzuviel hat sich da bis heute nicht geändert.  Seht in dem Zusammenhang die Vorgänge um die Wehrmachtsausstellung wo man ums Verrecken verhindern wollte das unangenehme Wahrheiten dargestellt werden, die Legende von der "Sauberern Wehrmacht" gewahrt bleibt.

Meine - sagen wir mal politische Sozialisation - erfolgte zum Teil über das sich Auseinader setzen mit diesem Thema. Es waren nämlich unsere Väter um die es ging, die Väter des "deutschen Wirtschaftswunders" die satt und selbsgefällig ihre Kriegsabteuer an jedem Stammtisch zu besten gaben als wäre das Ganze - der Krieg - ein lustiges Abenteuer gewesen. Von was sie natürlich nie sprachen (die Täter schon gar nicht) waren die Kriegsverbrechen und die KZ´s ! Fast noch schlimmer:  In der ehem. DDR gab es einen staatlich verordneten Antifaschismus - und man sprach sich so von jeder Verantwortung frei. Wohin das geführt hat konnte man nach dem Fall der Mauer staunend begutachten. ..

Um es mal aus einer sehr persönlichen Sicht klar zu machen. Meine Eltern kommen als Volksdeutsche aus Jugoslawien. Mein Vater war als Deutscher bei der Wehrmacht -Waffen SS - (alledings und Gottseidank an der Westfront in Frankreich und dort sehr schnell in Kriegsgefangschaft geraten, er hatte wenig Zeit viel Unheil anzurichten) .. meine Oma kam nach Kriegsende als Volksdeutsche (so wie viele meiner Verwandten) in Titios "KZ´s" (ja - das waren KZ´s - sie hatten das Ziel Ausrottung der Volksdeuschen durch Arbeit) von denen sie 3 überlebte und ihr dann die Fluch nach Frankreich gelang (zu Fuß). Eine Folge davon war das in meiner Famile in den 50ziger Jahren nur die Greulgeschichten über die Titopartisanen verbreitet wurden. Verständlich. ABER: Nie hat jemand davon geredet warum das so war. Nie hat einer sich die Frage gestellt welche Verantwortung die Deutschen an dem Drama hatten. Nie hat einer problematisiert das Volksdeutsche (immerhin Angehörige des Jugoslawischen Staates) in der deutschen Wehrmacht sich gegen Jugoslawien erhoben .... ! Das ist nämlich die andere Seite der Medallie !!  Die Erkentniss dieser Zusammenhänge und das in die richtig Relation zu bringen hat mich geprägt und bestimmt meine Sichtweise.  Und hier gibt es die Analogie zu dem Problem Deutsche/Juden/ Palästinensern !

Es gibt also eine eine Tradition der Verantwortung - auch für für mich - die sich aus der Geschichte ableitet und die vermutlich jeder ganz persönlich an seiner Familiengeschichte festmachen kann und muß. Wir sind die Söhne, Enkel ... der Kriegsgeneration und stehen in der Pflicht uns damit auseinander zu setzen - ob es uns paßt oder nicht.

Nun kommt denjenigen, die sich aus dieser Verantwotung stehlen wollen folgendes zugute:

Die Konfliktregion Naher Osten eignet sich wie kein anderer Krisenherd dieser Welt, um unter der Parole “aus Auschwitz lernen” die Entsorgung der deutschen Vergangenheit voranzutreiben: Indem „bestialische Verbrechen“ ausgerechnet in der Politik des jüdischen Staates ausgemacht werden, erleichtert sich hierzulande bei zu vielen Deutschen das schlechte Gewissen. In der Behauptung, dass die Juden kaum besser seien als die Nazis, findet auch das antisemitische Ressentiment seine Entsprechung. Diese Stimmung ist bedrohlich für Juden in Deutschland und birgt das Potential, in Zukunft auch eine offen anti-israelische Politik zu legitimieren.

Deshalb ( ! ) muß man eben genau überlegen wo und wie wir die Politik Israel kritisieren. Macht man das nicht ist das - obwohl wir es nicht - wollen Wasser auf die Mühlen der Antisemiten !  Ich habe schon immer ( ! ) die Agressionspolitik von Israel gegen die Palästinenser kritisiert - und trotzdem meine ganz grundsätzlich Sollidarität mit den jüdischen Menschen gewahrt. Meine Töchter heißen deshalb: Hanna und Esther.

Ich bin damit (und jeder des es auf diese Weise tut) in guter Gesellschaft. Hier mal einen Auszug aus einer Rede des  RABBINER M. MELCHIOR, STELLVERTRETENDER ISRAELISCHER AUSSENMINISTER, VOR DEM DIPLOMATISCHEN KORPS ....

Es ist absolut legitim, die israelische Regierung zu kritisieren, genauso wie man die ägyptische Regierung, die amerikanische Regierung oder sogar die norwegische Regierung kritisiert. Jede Regierung kann kritisiert werden, und die Kritik an der israelische Regierung ist eine Aufgabe, der ich persönlich seit vielen Jahre nachgehe. Es ist in meiner derzeitigen Position etwas schwieriger, aber es ist innerhalb eines demokratischen Rahmens absolut legitim, Regierungen zu kritisieren. Selbst scharfe Kritik und harte Worte haben nichts mit Antisemitismus zu tun. Wir müssen sehr vorsichtig sein, wenn es darum geht, Personen, Dinge oder Erklärungen als antisemitisch abzustempeln....

DAS sagt ein stellvertretender israelischer Aussenminister !  Vielleicht überlegt sich nun doch der eine oder andere seine Postion nochmals. Aber bitte auch überlegen wo und wann und mit welchen Aussagen man die "rote Linie" übertritt und in den Antisemitismus abgleitet.

Gäbe viel mehr noch zu sagen, ich belasse es vorerst mal dabei.

Helmut (Anschrift ja bekannt)

Rechtschreibfehler bitte überlesen .. hab zu wenig Zeit die aufzuspühren !
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Beitrag Beitrag 5 - Verfasst am: Sa Jun 08, 2002 23:06    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Grettsche .... lese nochmal Deine Sätz und und denke noch mal ganz scharf nach !!  So wie das da steht, könnte es aus dem Parteiprogramm der NPD oder jeder beliebingen Neonazigrupp entnommen sein - das sind Antisemitische Argumente pur ! ( wobei ich Dir jetzt damit nicht unterstellen will das Du Dir dessen bewußt bist) ....

Hallo Helmut,

erstens: Ich bin bei vollem Bewustsein wenn ich was schreibe.

zweitens: Anders Denken ist also Antisemitisch. Der Satz stammt auf keinen Fall aus irgendwelchen Parteiprogrammen irgendwelcher Parteien. Pure Unterstellung und wage Vermutung die in dein eigenes Weltbild passt Und Du weißt genau aus vorran gegangenen PM Unterhaltungen, dass dies auch nicht so ist. Also halt dich demnächst mit derartigen Unterstellungen zurück. Du hast eine eigenartige Art, alles was Dir und deiner Weltanschaung wiederstrebt aufs übelste runter zu machen. Akzeptiere und Respektiere anderen Ihre Meinung. Antisemitismus und Intolleranz liegen sehr dicht bei einander. Deine Lebenserfahrung und dein politischer Sachverstand schützen dich keines Falls vor unrichtigen Feststellungen oder Behauptungen. Du wärst der erste bei dem das so wär.

drittens:  Zitat Helmut:
Zitat:
In der ehem. DDR gab es einen staatlich verordneten Antifaschismus - und man sprach sich so von jeder Verantwortung frei.


Sorry aber das ist der größte Blödsinn den ich in letzter Zeit gelesen habe. So etwas zu Behaupten zeugt von sehr wenig Sachverstand was die damalige politische Erziehung in der DDR angeht. Ich dachte das hatten wir schon mal geklärt, aber Pustekuchen wir haben doch aneinander vorbei geredet.

viertens: Zitat:RABBINER M. MELCHIOR, STELLVERTRETENDER ISRAELISCHER AUSSENMINISTER
Zitat:
Selbst scharfe Kritik und harte Worte haben nichts mit Antisemitismus zu tun.


Genau das ist es was ich getan habe nicht mehr und nicht weniger!!

fünftens: Helmut ich weiß deine Adresse nicht und definitiv die überwiegende Mehrzahl der Leser auch nicht. Also gleiche Pflicht für Alle!!

@Stefan,

siehst Du, genau was ich sagte und das wollt ich eigentlich verhindern. (gegenseitige Vorwürfe und wage Vermutungen)

Ehrlich, Ich bereuhe hier gepostet zu haben.

Gruß grettsche



Zuletzt bearbeitet von grettsche am Juni. 08 2002,23:08
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Beitrag Beitrag 6 - Verfasst am: Sa Jun 08, 2002 23:16    Titel: Antworten mit Zitat

@Helmut

danke das war eigentlich genau das was ich hören wollte. Sabere nachvollziehbare Argumente. Dein Verdienst ist es das ich dem Ganzen auch kritischer gegenüber stehe.

Es ist trotzdem eine sauerei wenn man immer gleich als Nazi o.ä. abgestemmelt wird wenn man was gegen den "Dönerladen" sagt.

...wobei manchmal sind Deine Begründungen und Handlungsweisen echt merkwürdig....(das würdest Du merken wenn du Dein Artikel mal lesen würdest....als eine andere Person ;) )

trotzdem danke - Dein Roman ist es wert (zumindest teilweise) weitervermittelt zu werden.

Gruß

löhni

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Beitrag Beitrag 7 - Verfasst am: Sa Jun 08, 2002 23:24    Titel: Antworten mit Zitat

Langsam bin ich auch der Meinung das dieser Thread keine gute Idee war. Bei so vielen verschiedenen Meinungen und persönlichen Erfahrungen kann sich so eine Diskussion, in keinen Fall, in eine vernünftige Richtung entwickeln. Ich glaube es ist besser wir beenden es noch bevor es ausartet.
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Beitrag Beitrag 8 - Verfasst am: Sa Jun 08, 2002 23:26    Titel: Antworten mit Zitat

Hmmm. grettsche ... ich diskutiere mit jedem über "Meinungen" und lasse auch jedem seine. Auch "Weltanschauungen" kann man verschiedene haben (und das ist gut so) ... mit einer Ausnahmen: Faschistische und rassistische und antisemitische fallen nicht unter Meinungsvielfalt oder Freiheit. Also: Nein !

Ich "Akzeptiere und Respektiere anderen Ihre Meinung" wenn sie in Anitsemitismus bestehen eben nicht ! Und ja: An dem Punkt bin ich "Intollerant" und es ist meine Plicht es zu sein.

Wir reden hier auch nicht über "parteipolitische Meinungen" im allgemeinen, sonder um was ganz anderes. Dein letzter Beitrag zeigt mir eben das Du nicht begriffen hast um was es mir (oder überhaupt) geht wenn Du daraus sowas - was Du mir das vorwirfst - rauslesen kannst. Es geht nicht darum "Anders Denken ist also Antisemitismus" sondern darum was Anitsemitisums" ist und was nicht. Und die von mir zitierten Sätze von Dir sind es eben. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Wiewohl ich Dir ja nicht unterstelle einer zu sein - aber nun wohl muß ich Dir sagen: Du weißt es eben nicht.  ICH habe die Definition von Anitsemitismus weder erfunden noch kann ich was dran ändern.  

Bzgl. DRR - da weiß ich (aus eigener Erfahrung) ne Menge. Will das nicht weiter vertiefen. Und wenn Deine Kenntnisse ( aus der damalige politische Erziehung in der DDR ) der Dinge von denen wir hier reden darin gipfeln in dem was Du da sagst - ist es haargenau das was ich gemeint hatte und der Beweiß dafür. Sorry .. so sehe ich das.

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Beitrag Beitrag 9 - Verfasst am: Sa Jun 08, 2002 23:35    Titel: Antworten mit Zitat

Ich denke auch wir sollten den Thread schliessen oder gar löschen, bevor wir den Respekt voreinander verlieren.

Das war wahrlich keine Gute Idee.

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Beitrag Beitrag 10 - Verfasst am: Sa Jun 08, 2002 23:46    Titel: Antworten mit Zitat

Ich versteh Euch nicht ! Wieso das ? Seine Meinungen kundzutun oder politisch zu streiten heißt doch nicht einer Meinung zu sein ? Da kann man zu einem Konsenz kommen oder auch nicht. Wenn nicht - dann bleibt es eben so im Raum stehen. Das ist Politik und politsch denken. Wenn man das nicht aushalten kann - gar "den Respekt verliert" - nun, dann darf man sich in der Tat nicht einbringen. Wer es aber tut, der muß damit leben das seine Meinung u.U. nicht geteilt wird, kritisiert wird. Dann kann man so damit umgehen, daß man noch mal in sich geht, oder eben nicht. Wenn es gar um "heiße" Themen geht, brisante Dinge wie hier diskutiert - wäre es doch ein Wunder wenn es da nicht mitunter auch polemisch zugeht. Solange die Form gewahrt bleibt sehe ich darin keinerlei Problem. Ich verstehe mich z.B. blendet mit Leuten deren politische Meinung ich in keiner Weise teile - und mit manchem meiner Parteifreunde möchte ich persönlich gar nix zu tun haben.
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Beitrag Beitrag 11 - Verfasst am: Sa Jun 08, 2002 23:53    Titel: Antworten mit Zitat

bitte nicht löschen bevor ich ihn noch mal gründlich gelesen und verinnerlicht habe.

Jeder hatte mit seiner Meinung in gewisser weise recht....manche sind leider so sehr in Ihre eigene Meinung eingefahren, daß die einiges raslesen was gar nicht so ist. antisemetistische Worte Hermut das ist ansichtssache...es gibt keine antisemi Worte..wei Du nicht weist wie das "Herz" dahineter steht....erlaubt mir ein Vergleich: "Ich liebe Dich"...wenn ich diesen Satz zu meiner Frau sage steckt ein anderes Gefühl dahinter als wenn ich es zu meinen Kindern sage !
@Helmut: Ich glaube Du siehst manchmal zuviel Schlechtes (begründet ?)......Bist Du auch einer, der glaubt ich bin ein kleiner Nazi nur weil ich gesagt habe ich bin froh ein Deutscher zu sein ?. Ja ich bin froh ein Deutscher zu sein ! FROH nicht Stolz ! Das ist ein Unterschied....in den Ohren oder Augen mancher leider nicht....Ich bin froh - weil ich kein Land kenne in denen es mir besser gehen könnte - schaut Euch doch mal um in der Welt! Welchem Volk gehts besser ?
Also..in diesem Sinne....

@Grettsche:...na na...nicht ausflippen...bist wohl auch ein bischen Intollerant...oder verträgst Du keine Kritik ? Nein ?! - dann solltest Du Dir mal bewußt machen worum es in diesem Topic geht !



Zuletzt bearbeitet von loehni am Juni. 08 2002,23:55
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Beitrag Beitrag 12 - Verfasst am: Sa Jun 08, 2002 23:54    Titel: Antworten mit Zitat

Kann ich da ein kleines einlenken in der Tonart erkennen oder ist der Wunsch der Vater meines Gedanken.

Streiten... Gut und schön aber jemanden persöhnlich anzugreifen und in eine Ecke zu stellen in der er nichts aber auch gar nichts zu suchen hat ist eine andere Sache.

Aber wie Du siehst haben nicht viele den Mumm ihre definitiv vorhandene Meinung unter Angabe der pers. Daten kunt zu tun. 100 mal gelesen und nur ein paar klägliche Antworten.

Hier wird die Spreu vom Weizen getrennt.

Naja Helmut, auch wenn wir nicht immer gleicher Meinung sind der Respekt ist noch da.

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Man muss nicht alles glauben was stimmt.
motiongroup 
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Beitrag Beitrag 13 - Verfasst am: Sa Jun 08, 2002 23:55    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Ich bin Kroate und, wie soll ich es ausdrucken, jetzt müsste ich praktisch jedes mal wenn ich einen Deutschen, Österreicher oder Italiener sehe den anspucken und "Nazi" schreien oder was?? Bei uns, in ehemaligen Jugoslawien, hat es auch vor kurzem einen so genannten "Brüderkrieg" gegeben. Viele glauben noch heute es ging um Religion. Irrtum. Es ging um Wirtschaft und NUR um Wirtschaft! Wie sich Slowenien und Kroatien von Bund trennen wollten, was sogar in der Verfassung verankert war und sich in beiden Länder eine enorme Mehrheit dafür entschloss, gefiel dies den Bonzen in Belgrad ganz und garnicht. Dadurch verloren Sie viele Einnahmen aus dem Fremdverkehr (kroatische Küste), ihre Villas an der Küste und vieles mehr. Und was taten sie? Die Bundesarmee wurde mobilisiert unter dem Vorwand das Land wird vom Westen angegriffen und die so genannte "Jugo-Armee" führte den Kreuzzug von Slowenien über Kroatien bis hin zu Kosovo mit sehr viel Zerstörung und noch mehr Toten.

Egal welcher Krieg, egal welcher Konflikt... Die Menschen dieser Erde werden es wohl nie begreifen.


Hallo !FREUNDE!(MENSCHEN),
Hallo Wwoody,

ich muss dir leider Recht geben, das Morden an Männern, Frauen und Kindern ,vor allem Kindern geschieht  JETZT und alle legen die Hände in den Schoss. Den Krieg vor der eigenen Haustüre hat es das geeinte Europa nicht geschafft eine Kurs zu wählen welcher im ehemaligen Jugoslawien ein Morden an der Bevölkerung verhinderte. In dieser Zeit des Wahnsinns wo man sich sicher glaube in einem zivilisiertem Europa wurden Tausende Menschen ermordet und vertrieben und keiner hatte was dagegen unternommen.
Durch Aussagen spezieller Einzelpersonen wie Möllemann, Haider, Le Pen usw. werden oftmals ganze Länder Pauschal als Rechtsradikal verurteilt, was mich im Falle Österreichs durch die Wahl der Freiheitlichen Partei Österreichs und des damaligen Parteiobmannes Haider in den Nationalrat und die damit verbundene Ausgrenzung durch die Länder der EU besonders bestürzt hat. Mann kann keine 8 Millionen Einwohner durch die Aussagen einiger über den Kamm scheren und als Rechtsradikales, Ausländerfeindliches, Antisemitisches Gesindel abstempeln.

Vergangenheitsbewältigung JA, Gegenwartsbewältigung NEIN?-->Eine Einstellung die ich nicht teilen kann.
Wir als Vorbilder unserer Kinder haben es uns zum Ziel gemacht die Erde auf der wir wohnen zu unterjochen, ein fataler Fehler der uns einholen wird, da Toleranz, Ehrlichkeit und MENSCHLICHKEIT einen Stellenwert eingenommen haben, welcher weit hinter Geltungsdrang, Macht, Korruption und HASS gerückt ist.

Sehr befremdet Günter aus Wien

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Beitrag Beitrag 14 - Verfasst am: So Jun 09, 2002 0:20    Titel: Antworten mit Zitat

Nochmal , um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen.

Ich stelle niemand "in eine Ecke". Ich unterstelle hier (bisher) auch niemand er sei "Antisemit".  Das ist genau so wie die Sache mit dem Mölli. Interesssanter Weise sind wir ganz nahe an dem Problem. Auch der Mölli wehrt sich dagegen als "Antisemit" betitelt zu werden, und muß es sich doch gefallen das seine Aussagen auf antisemitische Inhalte untersucht werden. Auch das muß er aushalten. Nach meiner Meinung hat man in dem Falle (Mölli) sehr schnell (zu schnell) mit der "Antisemitismuskeule" hantiert statt eben das was man als Anitsemitismus interpretieren kann ( ! ) klar rauszuarbeiten. Und zwar OHNE den Mölli gleich in die Ecke zu stellen.  (Wobei der Mölli selbstverständlich als Politiker sich einiges gefallen lassen muß - das gehört zum Handwerk, da braucht er net zu jammern) ...

Wir alle erzählen mal dummes Zeug. Unbewust, unbedacht oder weil man es net besser wußte. Keine Frage. Wenn das dan auf Widerspruch stößt kommt es eben drauf an wie man damit umgeht.  Wer mir argumentativ und stichhaltig - aber auch begründet - nachweisen kann das ich Unsinn lalle bin ich der letzte der keine Einsicht hätte.  Meine heutige politischen und sonstingen Überzeugungen sind ein Produkt eines solchen Prozeß - das lernen aus einer Kette von Irrtümern. Nur - es gibt aber Grundüberzeugungen (in meinem Alter ohnehin) die man nicht so ohne weiteres über Bord wirft. Grundüberzeugungen die in dem Prozeß gewachsen und begründet sind.  Es ist auch so, daß man von den Dingen von denen man redet auch was verstehen muß - zumal wenn es um so komplexe  Sachen geht wie unser Thema hier. Es in der Tat fruchtlos auf vollig unterschiedlichem Niveau zu diskutieren - ohne fundierte geschichtliche und politisch Bildung (nicht Meinungen, Programme oder sowas) kann man bei dem Thema leicht zu völlig falschen Ansichten kommen.  Deshalb ist es eben so schwierig. Nicht alles was "vordergründig" einleuchtend ist, ist richtig. Deshalb, lest einfach mal genau ( ! ) was ich geschrieben habe und wer anderer Meinung ist soll es mir daran konkret begründen. Ich poste hier keine "Meinung" - ich begründe einen Sachverhalt so wie ich ihn sehen.  Nicht mehr und nicht weniger.
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Beitrag Beitrag 15 - Verfasst am: So Jun 09, 2002 0:31    Titel: Antworten mit Zitat

....so hab mir jetzt mal die Tabelle von Stefans link Tip angesehen...http://www.hagalil.com/deutschland/rechts/antisem3.htm ist wirklich erschreckend !

aber wieso einige Frage etwas mit Antisemitismus zu tun haben...z.B. "Ich glaube, daß sich viele nicht trauen, ihre wirkliche Meinung über Juden zu sagen"....glaube ich auch...obwohl ich keine negative Meinung über Juden habe - selbst wenn ich nur positive Sachen zu sagen hätte wäre ich jetzt mit Stufe 3 Antisemitist eingestuft worden. - Soviel zum Thema Statistik. - Selbst ein Jude hätte daraf positiv geantwortet !

so - ich glaube ich habe jetzt alles meinerseits zu dem Thema gesagt.

mein Fazit: Kritik muß erlaubt sein - egal gegen oder für wen !
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Beitrag Beitrag 16 - Verfasst am: So Jun 09, 2002 1:10    Titel: Antworten mit Zitat

Über Satistiken kann man geteilter Meinung sein. Das dort ist ja auch noch "Soziologen-Deutsch". Dem liegen ganz bestimmte definierte Kriterin zu grunde. Unter Strich geht es aber um die Tendenz. Und die scheint mir im wesentlichen realistisch zu sein. Ist dort übrigens auch ganz klar zu sehen: Kaum einer der Befragten, der nach diesen Kriterin antisemitische Tendenzen hat, wird sich dessen bewußt sein, sondern sicherlich weit von sich weisen.  

Ach ja ... Löhni !  Vielleicht begreifst Du (Ihr) an einem anderen Beispiel um was es geht. Das hat was mit Begrifflichkeiten zu tun und in welchem Zusammenhang diese stehen.

Du sagts z.B. "Ja ich bin froh ein Deutscher zu sein ! FROH nicht Stolz ! "

Für sich gesehen - und zwar losgelöst aus unserem politischen und gesellschaftlichen Hintergrund - kann man das sagen. Wiewohl man sich bei dem Satz "Ich bin stolz darauf Deutscher zu sein" fragen lassen müsste, worauf sich der Stolz bezieht und was man selbst dazu beigetragen hat "stolz" zu sein. Stolz kann man nur auf eine Leistung sein - Deutscher bin ich aber von Geburt. Allso entpuppt sich so ein Satz als der pure Blödsinn. ...

Als nun - und das wollte ich sagen - der Generalsekretär der CDU vor einiger Zeit diesen Satz sagte, -  mußte er sich mit Recht gefallen lassen dafür geprügelt zu werden !  Weil:

DAS IST DER KERNSATZ DER NEONAZIS !  und insofern ist sowas nicht mehr "wertneutral" zu sagen. Damit ist so ein Satz politisch "besetzt".  Sagt man dann sowas, kann man sich eben nicht mehr abgrenzen und wird zwangsläufig (auch gegen seine Absicht) von diesen vereinnahmt !

Und so, genau so verhält es sich mit Sprüchen die von ausgewiesenen Anitsemiten geprägt wurden.  Deshalb muß man aufpassen damit und es sich durch den Kopf gehen lassen bevor man es auf der Zunge hat !
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Beitrag Beitrag 17 - Verfasst am: So Jun 09, 2002 4:52    Titel: Antworten mit Zitat

Jow,

und noch einmal - ich stehe voll und ganz hinter dem was Helmut so gut beschrieb. Nur wundere ich mich warum es, bis auf Ausnahmen, keinen gibt, der einfach mal Argumente für deinen Meinungen bringt.

Dass die Menschen im Osten offensichtlich einen gewissen Nachholbedarf an Demokratie, und sozialen Verhaltensritualen haben ist nachzusehen, dass aber alles was in den Schulen gepredigt wurde nun als sozialistischer Unsinn über Bord geworfen wird und man sooooo einfach in die gleiche Trompete pustet (wir sind nicht schuld), das befremdet mich wahrlich. Es befremdet mich noch mehr, wenn ich diese andauernde Abstreiterei von Verantwortung zu hören bekomme. Es is ja Gottlob jeder an allem Schuld, nur selbst hat man keinerlei Verantwortung weder politisch noch sozial oder gar wirtschaftlich. Na ja der Westerwelle hat's ja erkannt - zuerst mal Spaßgesellschaft, das bringt 5-9% der Wählerstimmen. Dann die "ich bin Missverstandenen" nochmal soviel und danach der Mittelstand - Summe 25% der Bevölkerung der BRD.

Ich bin "stolz" und bringt's Helmut auf den Punkt - nur auf das was ich geleistet habe - nie auf meine Nationalität. Zeig mir einer ein Land wo es nichts zu verändern gäbe und wo es nicht wenigstens einen Grund zur Besonnenheit und zum Gefühl der Verantwortlichkeit gäbe. In dieser Hinsicht können Leute wie Helmut stolz sein, sie haben nämlich zur Veränderung des politischen Bewustseins beigetragen - die 68er.

Übrigens kann ich die persönliche Argumentation von Helmut nur zu gut nachvollziehen, sowohl meine Mutter als auch meine Schwiegermutter sind sog. Heimatvertriebene - ohne im Club zu sein (Gottlob). Aber Diskussionen beginnen immer einseitig mit dem Unheil das ihnen selbst zugefügt wurde. Ich will das nicht schmälern oder gar entschuldigen - wie es Helmut schon beschrieb - aber dennoch werden die Gründe für die Vertreibung gerne vergessen.

Interessant ist übrigens eines. Ich hatte eine lange Diskussion mit einem gut befreundeten Engländer. Dessen Argumentation in Bezug auf Asyl, Einwanderung, und Krieg ist für meine Ohren irrsinnig. England hat sich in der jüngeren Vergangenheit nie an Kriegen beteiligt, es waren immer Friedenskämpfe. Er konnte die Aufregung der Deutschen nicht verstehen als es um den Einsatz im Kosovo ging, diente dieser Einsatz doch dem Frieden. Er kann auch die Schuldgefühle seiner Landsleute in Australien nicht verstehen, die Fastausrottung der Abbo's ist doch schon so lange her. Und er ist nicht alleine irrsinnig viele in England denken so. Der Vorteil für uns ist klar - es gab einen zweiten Weltkrieg, die Deutschen waren die Aggressoren, es war aber Krieg, und da kämpft eben jeder für sein "Vaterland" fertig, nix mehr mit Vergeltung.

Ich glaube halt eines, und ich vermute Helmut versucht dies auch darzustellen, es liegt in unserer Verantwortung aufkeimende radikale Strömungen in einer Art zu unterbinden, dass man Gewalttaten verhindern kann und das heißt eben möglichst im Keime und vor allem mit Worten. Völker die noch relativ jung sind, oder Völker die noch jung in der Demokratie sind tun sich damit relativ schwer und zermürben sich in inneren Diskussionen. Alte Demokratien sind da seltsamerweise einfacher und schneller im Handling von solchen Problemen.

Haltet die Diskussion im Gange und es werden sich Gruppen bilden, die sich der einen oder der anderen Fraktion zugehörig fühlen. Der Vorteil/Nachteil von Demokratie. Schweigt darüber und es wird sich keine Meinung bilden. Was ist besser? Ich weiß es nicht.

lo long

Tom

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Beitrag Beitrag 18 - Verfasst am: So Jun 09, 2002 14:25    Titel: Antworten mit Zitat

@ Tom

Exakt und genau so !

Nur wenn das klar wird kann man und muß man (berechtigte) Kritik an der Politik von Scharon üben.  Bedient man sich dabei eines "falschen" Vokabulars wird man auch von den "falschen" Leuten vereinnahmt. Dann ist es verdammt schwer sich dagen zu wehren.

Das Recht auf Selbstbestimmung, auf einen eigenen freien Staat, muß sowohl Israel als eben auch den Palistinänsern zugestanden werden. Man war ja schon recht weit in dem Friedensprozeß bevor dieser torpediert wurde. Dabei - man muß es auch klar sehen - war der Arafat auch nicht ganz unschuldig.  Viele intime Kenner der Lage dort sagen: Der Arafat redet vor den Kameras in enlisch vom Frieden, wenn die Kameras abgeschaltet sind in arabrisch vom heiligen Krieg gegen Israel. Die Autonomiebehörde ist kein Hort der Demokratie - das ist ein Sumpf von Korruption. Nur ebem ist es kein Lösung durch Interventionen und Terror gegen die Zivilbevölkerung den Frieden herbei schießen zu wollen. Im Gegenteil: Das genau befördert diese Verzweiflungstaten der Selbstmordattentäter. Die Verantwortung für diese Situtuation ist m.E. so ziemlich gleich auf beide Seiten verteilt. Und auf beiden Seiten spielt auch religöser Fanatismus (eines der Grundübel unserer Zeit) eine große Rolle. Hier zu vermitteln - und da kommen wir nochmal auf die Rolle der Deutschen - ist sehr schwer und erfordert viel Fingerspitzengefühl. Als Joschka in die Lage kam - uversehens - hier tätig zu werden war das nicht ohne Brisanz. Die Deutschen sind die Letzten die hier unbefangen tätig werden können.

Nichtsdestotrotz, um auf die Jugoslawiensache mal kurz einzugehen, ist es so das die Deutschen nun - nach der Wiedervereinigung - eine neue Rolle in der Welt einnehmen (und es müssen). Die Zeiten wo sich die Deutschen (auf beiden Seiten) sich hinter der Mauer verstecken konnten sind in der Tat vorbei.  Aber, das ist erst 12 Jahre her ! Und schon sind wir an vielen Stellen der Welt militärisch dabei. Das ist eine ganz rasante Entwicklung. Dabei muß immer berücksichtigt werden das Deutsche Soldaten als Agressor ( ! ) in zwei Weltkriegen in fast allen Ländern der Welt keinen guten Ruf haben. Insofern bleibt das eine Gradwanderung und es wird noch viel Zeit nötig sein bis man den Deutschen unbefangener gegenüber tritt. Und genau das wird nur möglich sein wenn es zweifelsfrei und deutlich ist das es in Deutschland keinen Boden mehr gibt für faschistische Großmachtsträume (Deutschland Deutschland über alles. .. über alles in der Welt ..) und Antisemitisumus, Rassismus mit Stumpf um Stiel ausgerottet ist.  Wer daran (auch durch unbedachte Wortwahl) Zweifel nährt, tut uns keinen Gefallen.
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Stefan 



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Beitrag Beitrag 19 - Verfasst am: So Jun 09, 2002 15:03    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Dass die Menschen im Osten offensichtlich einen gewissen Nachholbedarf an Demokratie, und sozialen Verhaltensritualen haben ist nachzusehen, dass aber alles was in den Schulen gepredigt wurde nun als sozialistischer Unsinn über Bord geworfen wird und man sooooo einfach in die gleiche Trompete pustet (wir sind nicht schuld), das befremdet mich wahrlich. Es befremdet mich noch mehr, wenn ich diese andauernde Abstreiterei von Verantwortung zu hören bekomme.


Ich persoenlich glaube nicht, es in bei den "Menschen im Osten offensichtlich einen gewissen Nachholbedarf an Demokratie, und sozialen Verhaltensritualen" gibt.

Aus eigener Anschauung (ich bin zwar Wessi) und durch sehr viele private und geschaeftliche Besuche in der DDR glaube ich schon, nicht nur das Schulsystem, die gesellschaftliche/politische Erziehung und das allgemeine Umfeld ganz gut zu kennen.

Mir geht es ganz spontan etwas gegen den Strich immer wieder zu hoeren, die Leute haetten einen Nachholbedarf an Demokratie. Sie hatten einen "Nachholbedarf" an ganz einfachen Dingen des taeglichen Lebens oder an Reise ins Ausland, aber das demokratische Verhalten im allgemeinen Alltag und auch gerade in Diskussionen und Gespraechen war und ist viel ausgepraegter als bei einem "demokratischen" Wessi.

Zwar sprach auch Bundestagspräsident Wolfgang Thierse davon, dass er in Ostdeutschland habe beobachten koennen, dass rechtsextremes Gedankengut auch deshalb auf fruchtbaren Boden falle, weil sich die Bürger dort "demokratisches Verhalten in einer Zeit großer gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Umbrueche aneignen mussten".

Vergleiche: http://www.gew.de/24gt/gt_news/6mai/thierse.html

Wie dem auch sei:

Meiner Meinung nach haben die Buerger der DDR viele demokratische Strukturen einfach nur nicht nachhaltig genug verinnerlicht. Zum autoritaeren Erbe gehoert meiner Auffassung nach auch leider eine mangelnde Konfliktfaehigkeit.

Doch zurueck zum Thema:

Schaut man sich nun nochmal meinen Antisemitismus-Link unter http://www.hagalil.com/deutschland/rechts/antisem3.htm an, so kann man sehen, dass ostdeutsche Jugentliche dort staerker mit latentem Antisemitismus "belastet" sind.

Fuer mich ist die Ursache recht einfach darstellbar:

In der DDR wurden Antisemitismus bzw. die Einstellungen der Bevoelkerung zu Juden, zu Israel, zur juedischen Kultur und Geschichte weder empirisch untersucht noch theoretisch reflektiert. Die staatliche Selbstbeschreibung der DDR als antifaschistischer Staat liess eine solche wissenschaftliche Fragestellung nicht zu.

Wer sich fuer die Frage interessiert, 'wie antisemitisch war die DDR', dem sei http://www.nadir.org/nadir/periodika/jungle_world/39/06a.htm empfohlen.

Fest steht, dass die DDR als Staat mit offiziell proklamiertem "antifaschistischem Selbstverstaendnis" sich den Antizionismus als Staatsdoktrin bereits in den fruehen 50er Jahren zu eigen gemacht hat. So heisst es in einem Beschluss des Zentralkommitees von 1952: "Die zionistische Bewegung hat nichts gemein mit Zielen der Humanitaet und wahrhafter Menschlichkeit. Sie wird beherrscht, gelenkt und befehligt vom USA-Imperialismus, dient ausschliesslich seinen Interessen und den Interessen der juedischen Kapitalisten" (Dokumente der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Bd. IV, Berlin (Ost) 1954).


In der alten Bundesrepublik blieb die antizionistische Spielart des Antisemitismus immer eine Ideologie linker Gruppen und Parteien. Dies reicht von der Studentenbewegung 1968 und den aus ihr entstehenden marxistisch-leninistischen Kleinstparteien bis zu den Gruenen und linksradikalen Gruppen. Gerade bei letzteren wurden immer wieder Forderungen nach dem "Boykott israelischer Waren, Straende und Kibbuzim" oder nach der Zerschlagung des "zionistischen Gebildes Israel" im Rahmen einer linken Solidarisierung mit der palästinensischen Intifada laut. Auch den West-Linken galt Israel mal als imperialistischer Staat oder, bei weitem perfider und in voelliger Geschichtslosigkeit versinkend, als "faschistisch".


Fragt man heute nach den Ursachen fuer Rechtsradikalismus, so ist "dem gesunden Menschenverstand" sofort klar: Jugendarbeitslosigkeit ist die Hauptursache fuer Rechtsradikalismus. Und weil es in Ostdeutschland mehr arbeitslose Jugendliche gibt als in Westdeutschland, muss es dort auch mehr Rechtsradikale geben."

Falsch, ganz falsch ! Solche Behauptungen lassen sich durch nichts, aber auch durch wirklich nichts belegen.

Prof. Wolf Wagner, selbst Wessi und Professor für Sozialwissenschaften am Fachbereich Sozialwesen der Fachhochschule Erfurt, hat mal zu dem Thema Jugendarbeitslosigkeit und Rechtsradikalismus in Ostdeutschland geschrieben:

Zitat:

In Sachsen-Anhalt stimmten 50% der Erstwähler für die Rechtsradikalen, besonders viele in den Quartieren mit hoher Arbeitslosigkeit. Auch die Gefahr ist klar: Weil es in Ostdeutschland so viele arbeits- und perspektivlose Jungendliche gibt, droht von dort eine rechtsradikale Renaissance für die ganze Bundesrepublik. Erschreckende Erscheinungen gibt es dort jetzt schon genügend: Überfälle auf ausländische und westberliner Schulklassen, Bestrebungen von gewaltätigen Jugendlichen analog zu den "judenfreien Zonen" des Nationalsozialismus "national befreite" Zonen herzustellen. Selbst Regierungsstellen sind davon nicht frei. Der Bürgermeister von Herzsprung im Brandenburgischen genehmigte ein rechtsradikales Fest, ließ dafür sogar ein Festzelt aufstellen und unternahm nichts als die Jugendlichen "Sieg Heil" grölten und den Hitlergruß zeigten. Als die von Nachbarn alarmierte Polizei einschritt, stellte sich der Bürgermeister ihnen entgegen und mußte von der Polizei vorläufig festgenommen werden. Wenn die Jugendarbeitslosigkeit so weiter wächst, braut sich dort offensichtlich etwas sehr Beunruhigendes zusammen.

So einleuchtend diese Erklärung ist, so wenig läßt sie sich belegen. Laut Richard Stöss, an der Freien Universität in Berlin Experte für Rechtsextremismus, gibt es keinen statistischen Zusammenhang zwischen Jugendarbeitslosigkeit und Rechtsradikalismus. Gäbe es den, müßte es mehr arbeitslose Jugendliche bei den Rechtsradikalen geben als in der Gesamtbevölkerung. Das ist aber nicht der Fall. Zwar findet man in Bezirken mit hoher Arbeitslosigkeit häufig auch erhöhte Zustimmung zu rechtsradikalen Positionen, das liegt aber vor allem an der Schichtzusammensetzung. In vergleichbaren Bezirken mit geringer Arbeitslosigkeit fällt die Anzahl der Rechtsradikalen nicht entsprechend geringer aus. Das gilt auch für das Wahlverhalten: Es gibt Wahlbezirke mit niedriger Arbeitslosigkeit, z.B. Rosenheim in Bayern oder Pforzheim in Baden-Württemberg, in denen die Rechtsradikalen viele Stimmen bekamen. Umgekehrt gibt es Wahlkreise mit hoher Arbeitslosigkeit, z. B. im Ruhrgebiet oder im Saarland, mit traditionell geringen Wahlchancen der Rechtsradikalen.

Auch unter den Parteimitgliedern sind Arbeitslose nicht überrepräsentiert. Selbst bei den Jugendlichen, die zu rechtsradikalen Gewalttaten neigen, gibt es zwar viele Arbeitslose, aber sie rekrutieren sich vor allem aus der Gruppe männlicher Jugendlicher mit Haupt- oder Realschulabschluß, unter denen die Arbeitslosigkeit sowieso endemisch ist. Der Jugendforscher Wilhelm Heitmeyer fand mit seinem Team 1992 in einer repräsentativen Untersuchung in Westdeutschland, daß die meisten Personen, die Gewalt gegen Fremde ausgeübt hatten, sogar aus dem aufstiegsorientierten Milieu, also keineswegs aus dem Milieu der Deklassierten und Hoffnungslosen, stammten.

Gewalttaten berechnet pro 100 000 Einwohner sind in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Schlesig-Holstein besonders häufig. Bei den Arbeitslosen unter 20 Jahren standen aber im März 1998 die Bezirke Berlin (17,5%), Hamburg (15,3%) und Bremen (12%) an der Spitze. Keine dieser Städte liegt bei Gewalttaten mit rechtsextremem Hintergrund an vorderer Stelle. Bremen bildet sogar das Schlußlicht. Gäbe es den Zusammenhang zwischen Jugendarbeitslosigkeit und Rechtsradikalismus, müßten nach diesen Zahlen die Großstädte im Westen Hort der Gewalt sein. Das Gegenteil stimmt. Auf dem Land konzentriert sich die Gewalt der Rechtsradikalen. Dort ist aber die Jugendarbeitslosigkeit viel geringer: Schleswig-Holstein hatte 11% Jugendarbeitslosigkeit, Brandenburg 9,2%, Mecklenburg-Vorpommern 9,1%. Sachsen-Anhalt - der angebliche Beweis für die These - hatte im März 1998 nach Baden-Württemberg (6,3%) und Bayern (6,4%) mit 8,6% die niedrigste Arbeitslosenquote aller Landesarbeitsamtbezirke bei den unter 20 Jährigen. Es gibt ihn einfach nicht, den überall behaupteten ursächlichen Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Rechtsradikalismus . Es gibt ihn auch nicht im internationalen Vergleich. Spanien mit einer schwachen Rechten hatte 1995 über 50% Jugendarbeitslosigkeit. Österreich mit seiner starken Rechten dagegen 6,8%, Großbritannien liegt mit 17,3% dazwischen und hat dennoch keinen Rechtsradikalismus, der auch nur ähnlich bedrohlich und umfangreich wäre. Die Behauptung, die im Titel dieses Aufsatzes steckt, ist also offensichtlich unhaltbar.

Danach stellen sich zwei Fragen: Wie kommt es zu der fälschlichen Gewissheit des gesunden Menschenverstandes über den Zusammenhang zwischen Jugendarbeitslosigkeit und Rechtsradikalismus? Und: Wenn es nicht an der Jugendarbeitslosigkeit liegt, woran liegt es dann?

Es gibt drei Gründe für die fraglose Anahme einer ursächlichen Beziehung zwischen Jugendarbeitslosigkeit und Rechtsradikalismus. Der erste ist Hoffnung, der zweite ist eine falsche Geschichtswahrnehmung und der dritte ist eine veraltete Lerntheorie.

Zur Hoffnung: Der Wunsch, es möge eine einfache Lösung für den Rechtsradikalismus von Jugendlichen in Ostdeutschland geben, verleitet zu einer entsprechend einfachen Erklärung. Träfe sie zu, könnte man mit genügend Lehrstellen, Ausbildungsinstitutionen und Lohnzulagen für jugendliche Erstbeschäftigte dem Rechtsradikalismus leicht den Boden nehmen, auf dem er angeblich so gut gedeiht. Leider hat sich diese Lösung bisher nicht bewährt.

Zur falschen Geschichtswahrnehmung: Im deutschen gesunden Menschenverstand gelten heute noch die 6 Millionen Arbeitslosen der Weltwirtschaftskrise als Grund für den Sieg des Nationalsozialismus. Dabei hat das Versagen der bürgerlichen und konservativen Parteien, die Grundlage für den Wahlsieg der Nazis gelegt. Anstatt den Spagat zu halten von rechtsradikalen über konservative bis zu traditionell links-liberalen Positionen zu halten, versuchten sie, den Rechtsradikalen Stimmen abzujagen, indem sie ihre gemäßigten und liberalen Positionen aufgaben und selbst immmer rechtsradikalere Positionen vertraten. Darin waren die Nazis aber unschlagbar und die Stimmen der konservativen Parteien schmolzen dahin. Mit ihrer Imitation und krampfhaften Überbietung verliehen sie den Nazis aber erst richtig Legitimität und verhalfen ihnen so zu immer neuen Wählerschichten aus dem konservativen Lager. Nicht die Arbeitslosigkeit, sondern die Schwäche der Konservativen war die Ursache für die Wahlerfolge der NSDAP.

Ein Gegenbeispiel, nämlich wie man dem Rechtsradikalismus das Wasser abgraben kann, ist das Verschwinden der NPD in den 70er Jahren der Bundesrepublik nach anfänglichen berauschenden Erfolgen. Die große Koalition hatte den rechten Rand der CDU-Wähler so enttäuscht, daß ihre rechtsradikale Neigungen auf das Wahlverhalten durchschlugen. Vorher hatten sie immer treu zur CDU gestanden, um "Schlimmeres", nämlich eine SPD-Regierung, zu verhindern. Erst als die CSU mit der Sonthofener Strategie "Freiheit statt Sozialismus" den rechten Rand wieder besetzte, die CDU mit Biedenkopf, Geißler und Blüm gleichzeitig aber die Mitte hielt, um rechte SPD-Wähler zu gewinnen, war der Spagat wieder hergestellt und die NPD sank auf ihre Stellung als Splitterpartei zurück.

Die vorhandenen 6 bis 23% der Bevölkerung mit rechtsradikalen Einstellungen (je nach Befragungsverfahren) drohen, zu rechtsradikalen Wählern zu werden, wenn die CDU/CSU den Spagat von ganz rechts bis zur liberalen Mitte nach irgendeiner Seite reduziert. Verzichtet sie auf die rechtsradikalen Positionen in ihren Reihen, dann setzt sie damit dieses Wählerpotential als eigenständige Kraft. Gibt die mittlere Positionen auf, dann legitimiert sie rechtsradikale Positionen und verliert deshalb ihre Wähler an sie.

Zur veralteten Lerntheorie: Sie ist so alt wie das deutsche Sprichwort "Gebranntes Kind scheut das Feuer". Nach dieser Theorie lernt man nur durch negative Verstärker, durch Strafen, Missgeschicke, schlechte Erfahrungen. Die deutsche Sozialpolitik ist nach diesem Muster gestrickt. Es werden keine Anreize zum Aufstieg geschaffen, sondern man droht mit dem Abstieg, mit Sperrzeiten, Kürzungen, Zwangsarbeit, in der Annahme, dann würden die Leute sich schon zusammennehmen und Arbeit suchen, um dem Absturz in die Armut zu entgehen. Nach dieser Theorie ist es klar: Wenn es den Leuten schlechter geht, wenn sie zum Beispiel ihre Arbeit verlieren, werden sie radikal. Geht es ihnen besser, werden sie wieder normal.

Eine solche verelendungstheoretische Anahme läßt sich aber für keine der historischen Revolutionen halten. Nie war es die Verzweiflung über wachsendes Elend, immer trieb die Hoffnung auf zukünftige Verbesserungen die Träger der großen Umwälzungen zu immer mutigeren und radikaleren Taten und Positionen. Lernen funktioniert nämlich viel besser mit positiven Verstärkern, mit Anreizen, begründeten Hoffnungen und freudigen Erwartungen. Bicht das wachsende Elend und der sichtbare Verfall, sondern die Reformen in der Sowjetunion feuerten die Dissidenten in der DDR an und gaben ihnen den Mut zum Demonstrieren bis zum Sturz des Diktators. Die Misere hatte schon all die Jahre davor bestanden, ohne daß es jemand gewagt hatte zu demonstrieren.

Damit zeichnen sich auch schon die Grundelemente einer Antwort auf die zweite Frage ab. Die Frage lautet, wie denn der Aufschwung der Rechtsradikalen unter den Jugendlichen in Europa (bei weitem nicht nur in Ostdeutschland) zu erklären ist, wenn er nicht eine Reaktion auf die hohe Arbeitslosigkeit ist?

Nach der eben dargestellten Lerntheorie muß man Verhaltensänderungen aus den Hoffnungen und Erwartungen zu erklären suchen und nicht aus den Enttäuschungen und Ärgernissen. Das paßt zu den historischen Forschungen von Norbert Elias, der zeigen konnte, daß sich viele der heute gängigen Verhaltensnormen vom Hof aus über die Gesellschaft ausgebreitet haben, weil viele Menschen in der Gesellschaft ihren Aufstieg und ihre Prestigegewinne durch Imitation der Verhaltensweisen höher Gestellter zu betreiben suchen.

In Zeiten der Prosperität und Offenheit werden dadurch die vielen Gruppen zu einer zusammengehörigen Gesellschaft integriert mit gemeinsamen Werten, gemeinsamer Kultur und berechenbaren Orientierungen. Elias zeigte auch, daß Aufstiegsblockaden dieses friedliche Bild des allmählichen Prozesses der Zivilisation durcheinander bringen. Dann setzen diejenigen, denen der Aufstieg verwehrt wird, ihe eigenen Maßstäbe in trotziger Übertreibung gegen die Werte der sie zurückweisenden Welt. Der deutsche Kulturbegriff des 18. Jahrhunderts mit seinen antihöfischen und damit zugleich antiwestlichen Akzenten, die bis in die Gegenwart Deutschlands wirken, kann so erklärt werden.

In den neuen Bundesländern haben wir eine massive Aufstiegsblockade. Zwar haben die meisten Menschen im Vergleich zu den Zeiten der DDR einen massiven Aufstieg erlebt, doch im Vergleich zu denen im Westen, die als Orientierung und Aufstiegsziel gelten, stagniert die Entwicklung und ist in vielen Bereichen rückläufig. Das Durchschnittseinkommen in Ostdeutschland liegt weiterhin um 1/3 unter dem der Westdeutschen. 2/3 der Menschen kommen sich als Bürger und Bürgerinnen zweiter Klasse vor. Alle Anstrengungen der Vergangenheit, die neuen westdeutschen Methoden und Einrichtungen zu erlernen und zu übernehmen treffen immer wieder auf die Mühsal der Vergeblichkeit. Das Lebensniveau der Westdeutschen erscheint unerreichbar. Ihre Kultur wird zunehmend als verwerflich erlebt, als egoistisch, kalt, distanziert und arrogant. Gerade bei ostdeutschen Jugendlichen wächst die Ablehnung Westdeutschlands und sogar ihrer gleichaltrigen westdeutschen Kolleginnen und Kollegen. Gegen die Werte der westlichen Demokratie wird deshalb zunehmend ein Sammelsurium ostdeutscher kultureller Normen entgegengesetzt. Weil aber die sozialistischen Normen weitgehend in Misskredit gefallen sind, bleiben nur die alten deutschen Werte, die in der DDR - anders als in der BRD, die sich sehr stark an Amerika orientiert hat - unter der dünnen sozialistischen Oberfläche perfekt erhalten blieben. Diese werden nun vielen trotzig gegen das westliche Modell gesetzt und bereiten einen Nährboden für den Rechtsradikalismus. Der westlichen, pluralistischen Beliebigkeit wird in den aufstiegsblockierten Schichten der autoritäre Glaube an eine klare Gerechtigkeit und ein eindeutig zu ermittelndes Gemeinwohl entgegengesetzt. Der repressiven Toleranz und Weltläufigkeit im Westen wird Bodenständigkeit, Autarkiedenken und eine klare und dogmatische Moral der inneren und äußeren Ordnung und Sauberkeit entgegengehalten. Den Freiheitsbegriff des Westens, wonach Freiheit darin besteht, daß man auch das Falsche tun kann, bekämpfen die aufstiegsblockierten Menschen im Osten mit einem Freiheitsverständnis, das sich selbst bescheidet, weil es sich dem Einblick in die Notwendigkeit unterwirft. So entstehen alternative Moralsysteme nach denen die Menschen bewertet werden. Das Ergebnis sind neue Kriterien für Aufstieg und Erfolg. Der westliche Weg wird abgelehnt. Ihm werden sehr traditionelle und ethnozentristische Ehrbegriffe entgegengesetzt.

In dem gesamten Prozeß geht es nicht um Arbeitslosigkeit, sondern um einen neuen Weg der Festigung und Steigerung des Selbstwertgefühls nachdem der Weg des Aufstieges verweigert wird.

In dieser Konstellation werden die rechten Jugendlichen zu neuen Avantgarden, die neue alltagskulturelle Maßstäbe für Ostdeutschland formulieren, die noch besser geeignet sind, sich vom Westen abzugrenzen. Ausländerfeindlichkeit, extremer Nationalismus verbunden mit einer Stilisierung der Gerechtigkeit und sozialen Gleichheit unter der Herrschaft Honneckers verbinden sich zu einem oft schwer verständlichen Konglomerat von Widersprüchen und Voruteilen.

Das paßt wiederum zu den Ergebnissen der Vorurteilsforschung. Danach haben Antisemitismus oder Ausländerfeindlichkeit nichts mit der Wirklichkeit oder dem tatsächlichen Verhalten der Gruppen zu tun, über die solche Vorurteile handeln. Das zeigt sich schon alleine daran, daß es in Ostdeutschland kaum Juden oder Ausländer gibt. Die Vorurteile stammen vielmehr aus einer Bedürfnislage der Vorurteilsträger.

Welche Bedürfnisse sind das? Dazu muß man untersuchen, welche Inhalte den Rechtsextremismus ausmachen.

Als kleinster gemeinsamer Nenner gilt in allen Untersuchungen, daß Rechtsradikale Äußerungen zustimmen, in denen andere Menschengruppen als minderwertig eingestuft werden (Ethnozentrismus bis Rassismus), in denen eine autoritäre Führung bejaht wird (Autoritarismus) und in denen Demokratie und Pluralismus abgelehnt werden(Demokratiefeindlichkeit).

In den rechtsradikalen Positionen steckt demnach ein Versprechen, das für immer mehr Jugendliche in Ost wie West, aber besonders häufig im Osten, wie neuere Untersuchungen in Berlin zeigen, wichtige Bedürfnisse und Erwartungen zu erfüllen verspricht. Welche Versprechungen stecken also in Rassismus, Autoritarismus und Demokratiefeindlichkeit? Rassismus verleiht den Glauben an die eigene Überlegenheit und legitimiert den Hass. Autoritarsimus erzeugt die Illusion von Sicherheit und klarer Orientierung. Demokratiefeindlichkeit erspart die Diskussion, verneint die Vielfalt der Gesichtspunkte, reduziert damit Komplexität und vermeidet die gleichwertige, gewaltfreie Konfliktaustragung.

Man kann davon ausgehen, daß viele Jugendliche rechtsradikale Positionen übernehmen, nicht aus Verzweiflung und Perspektivlosigkeit, weil sich ihre ökonomische und soziale Situation verschlechtert, sondern weil sie sich für ihr Leben und ihr Selbstwertgefühl einen Gewinn erwarten. Sie brauchen ein Gefühl von Überlegenheit, um den Aufstieg, der ihnen in der Gesellschaft verweigert wird, wenigstens symbolisch und innerlich zu vollziehen. Sie wollen sich mächtig machen gegen Schwache und Fremde, weil sie so aus ihrer Ohnmacht ausbrechen können. Und sie suchen eine Gruppe mit klaren Strukturen und einfachen Wahrheiten, die ihnen eine Sicherheit gibt, die ihnen die pluralistische, neoliberale Gesellschaft verweigert. Sie wenden sich gegen Demokratie und Pluralismus, weil ihnen diese verwirrende Moderne Angst macht. Und sie schaffen sich im Rechtsradikalismus eine Sündenbockkultur mit zum Feind erklärten Gruppen, auf die sie ihre ganze Angst und ihren dazugehörigen Haß richten können. Im eigenen Milieu mit seinem übermächtigen Harmoniegebot dürfen sie Konflikte nicht austragen und suchen sich auf diesem Umweg die geeigneten Opfer.

So weckt der Rechtsradikalismus bei vielen Jugendlichen in ganz Europa, denen der Aufstieg verweigert oder erschwert wird, Hoffungen und Bedürfnisse, die sie der auf Toleranz verpflichteten pluralistisch-demokratischen Gesellschaft zunehmend entfremden. In Ostdeutschland kommt hinzu, daß der schwierige und in vielen Bereichen, vor allem bei der Ökonomie, gescheiterte Einigungsprozeß die Jugendlichen gegen die westlichen Werte mißtrauisch macht und sie den gesellschaftlichen Aufstieg nach anderen, eigenen traditionalen Normen und Wegen organisieren. Bei den meisten geschieht das noch orientiert am Gegenbild des Kapitalismus unter dem Dach der populistischen PDS. Eine immer größere Zahl vor allem unter den ganz Jungen wendet sich aber von den Staatssozialisten ab und sucht und findet eigene Wege, die Frustrationen ostdeutscher Existenz zu kompensieren. Sie werden rechtsextrem. Nicht wegen der Arbeitslosigkeit, sondern wegen des verweigerten Aufstiegs und der Abwertung durch den Westen.


Quelle: Die Neue Gesellschaft- Frankfurter Hefte, August 1998, S. 695-700. Es gab mal irgendwo einen Link zu der "Legally Established Universities in the Republic of Ireland. German Section". Ich finde ihn aber auf die Schnelle nicht.


Aber das Problem von rechtsradikalem Gedankengut ist nicht nur ein Problem der Jugendlichen.

12 Jahre nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik zeigen sich meiner Auffassung nach erhebliche Verschleisserscheinungen der repraesentativen Demokratie im Bewusstsein weiter Teile der Bevoelkerung in den neuen Bundeslaendern (schrecklicher Begriff). Ein geistiger Aufbruch, der demokratisches Handeln und Buergerengagement foerdert, hat sich bisher nicht eingestellt.

Liegt der Grund dafuer aber in den neuen Bundeslaendern? Oder haben wir es hier generell mit einer zunehmenden Politikverdrossenheit zu tun? Ich denke, eine generelle Politikverdrossenheit steht im Vordergrund.

Es ist aber auch grundsaetzlicher eine Frage der Erziehung und der Menschwerdung generell.

Die Schueler meiner Generation haben in den wenigsten Faellen etwas zur deutschen Geschichte nach 1933 gehoert. Der zweite Weltkrieg, der Umgang mit Juden und Auslaendern generell war einfach kein Thema fuer uns. Er fand in unserer Erziehung nicht statt. Und damit auch vielfach nicht in der Erziehung unserer Kinder - also von der Altergruppe, die heute die Mehrheit in diesem Forum bilden.

Heute, Jahre nach dem Zusammenbruch der DDR, will Deutschland sich endlich endgueltig der eigenen Schuld an Auschwitz entledigen und wieder eine normale Nation darstellen. In diesem Rahmen bilden sich auch voellig neue Koalitionen von Antizionisten. Diese Koalition umfasst von Norbert Bluem und dem außenpolitischen Sprecher der CDU Karl Lamers ueber Juergen Moellemann und Guido Westerwelle bis zu linksnationalistischen Teilen der PDS das gesamte politische Parteien-Spektrum, in das sich selbstverstaendlich auch die "linken" Antizionisten der Palaestina-Solidaritaet einreihen. Sie alle eint, dass es ihnen nur vordergruendig um die Palaestinenser geht. Ihr eigentliches Motiv, es endlich "den Juden" wieder zeigen zu koennen, ist kaum verborgen.

Ich denke, das die Aktion von Moellemann eine mehr als kalkulierte Aktion war, um am rechten Rand nach Waehlerstimmen zu fischen. Nun wurde Moellemann nur von Mitgliedern seiner eigenen Partei und der (ver)oeffentlichten Meinung ueberrollt. Und aus einer populischtischen Aktion wurde ein Rohrkrepierer. Fallschirm nicht aufgegangen Herr Möllemann?


Mir persoenlich geht es bei der Diskussion auch darum zu ergruenden was die Juden in beiden deutschen Nachkriegsgesellschaften denn so wahrnehmen. Wie wirken die Worte, die wir sprechen auf Sie?

Also, nicht was haben wir gesagt, sondern wie kommt das, was wir gesagt haben, bei unseren Gespraechspartnern an?

Und wie gehen wir mit solchen Diskussionen generell um?

Ich kann da nur sagen: weret den Anfaengen - ob in Oesterreich, Frankreich, den Niederlanden oder Deutschland.

Wenn in Frankreich jeder sechste Franzose fuer den Mann stimmt, der den Holocaust ein "nebensaechliches Ereignis" nennt, ist dies mehr als bedenklich.


Dabei ist Sprache und die Art sich auszudruecken ein wesentliches Element.


Helmut und ich haben ueberlegt, ob es nicht besser waere, den Thread hier zu schliessen und zum Tagesgeschaeft ueberzugehen. Einige User haben sich vergleichbar geaeussert.


Wir denke aber, dass man miteinander REDEN muss um Ursachen von bestimmten poltischen Verhaltsenweisen zu begreifen.

Wir denken auch, dass man die Haiders, die Le Pens, die Pim Fortuyns, die Moellemaennern an ihrer Sprache erkennen koennen kann und erkennen muss - und dafuer sollte dieser Thread ein Einstieg sein.

Wenn "Gabriel" und "grettsche" schreiben, "wo genau liegt unsere Schuld" dann muss man einfach wissen, das bereits diese Frage unter sozialwissenschaften Gesichtpunkten einen latenten Antisemitismus imprementiert. Ob wir das wollen oder nicht. Man kann es mit zahllosen Untersuchungen nachweisen.

Es ist die Sprache der Antisemiten - der Auslaenderfeindlichkeit generell. Ob wir nun selbst (wenn wir einen Augenblick nachdenken) auslaenderfeindlich oder antisemitisch sein wollen oder nicht.

Wir (und ich ertappe mich hin und wieder auch dabei, dass ich solche falschen Worthuelsen nutze) nutzen hier die Sprache der Nazis.

Wer sich heute bewusst und oeffentlich in die Front der Antizionisten einreiht ist genauso Taeter, wie diejenigen die juedische Friedhoefe schaenden oder Brandbomben auf Synagogen werfen.

Also lasst uns miteinander reden. Und einfach nur darauf hinweisen, wie die Worte bei jemanden ankommen koennen - abhängig und auch unabhaengig wie sie wirklich gemeint waren.

Gruesse
Stefan Uchrin
Adresse siehe oben.
_________________
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